Vor Jahren hat mir der Chef eines Tonstudios folgende Geschichte erzählt: Ein Sprecher hatte einen Exklusiv-Vertrag mit Mercedes. Der Glückliche wurde also doppelt bezahlt – dafür, dass er arbeitete (nämlich für Mercedes) und dafür, dass er nicht arbeitete (nämlich für andere Automobil-Unternehmen). Irgendwann lief der Vertrag aus und wurde nicht verlängert, vermutlich, weil man sich nicht über die Konditionen einigen konnte.
Als der Sprecher am Abend nach Hause kam, stand ein Porsche vor seiner Tür. Der gute Mann dachte sich nichts dabei, bis er ein Schreiben der Firma Porsche im Briefkasten fand. Der Inhalt lautete sinngemäß: „Wie wir gehört haben, ist Ihr Vertrag mit Mercedes ausgelaufen. Wir würden uns freuen, wenn Sie in Zukunft exklusiv für unser Unternehmen arbeiten könnten. Daher haben wir uns erlaubt, Ihnen eine kleine Aufmerksamkeit vor die Tür zu stellen.“ Autoschlüssel und Fahrzeugpapiere waren beigelegt.
Ob die Geschichte nun wahr ist oder nicht – sie zeigt uns, dass gute Sprecher sehr gefragt sind und entsprechend gut bezahlt werden. Das ist auch in Ordnung so. Als missgünstiger Kreativer fragt man sich dennoch: Was haben Sprecher zu sprechen, wenn ihnen vom Texter nicht die richtigen Worte in den Mund gelegt werden?